AI WEIWEI: Keramik schreibt Kunstgeschichte

AUSSTELLUNG VON 12. JUNI - 24. OKTOBER 2024

Anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 wurde am 12. Juni 2024 im Kaiserpark, in den Kaiserstallungen und im Marmorschlössl in Bad Ischl eine bedeutende Ausstellung eröffnet, die chinesische und österreichische Geschichte in einen faszinierenden Dialog bringt.

Kunst und Geschichte im Dialog

Gezeigt werden Werke des renommierten chinesischen Künstlers Ai Weiwei, die sich unter anderem mit den frühesten chinesischen Dynastien auseinandersetzen. Daneben stehen bedeutende archäologische Funde aus der Hallstattzeit, die eine einzigartige Begegnung von Kunst und Geschichte ermöglichen. Die Hallstattkultur, eine der bedeutendsten prähistorischen Kulturen Mitteleuropas, hinterließ beeindruckende archäologische Artefakte, darunter Keramik, Schmuck und Werkzeuge. Diese stammen aus den Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums und geben einen Einblick in das Leben und die Kultur der Hallstattzeit.

 

Historische Artefakte als Inspirationsquelle

Die Ausstellung im Marmorschlössl zeigt diese Objekte nicht nur als historische Artefakte, sondern auch als Brücke zu unseren Vorfahren und als Inspirationsquelle für zeitgenössische Kunst. Mit den archaischen Kunstwerke von Ai Weiwei werden die historischen Artefakte auf geniale Weise ergänzt. So entsteht ein spannender Dialog, der Fragen nach Identität, Tradition und menschlichem Erbe aufwirft.

 

Begegnung der Kulturen im Kaiserpark

Im Kaiserpark erleben die Besucherinnen und Besucher eine spannende Begegnung zwischen dem Marmorschlössl und einem rund 400 Jahre alten original chinesischen Herrenhaus aus der Qing-Dynastie. Gleichzeitig treten die monumentalen Tierkreisköpfe von Ai Weiwei in einen spannenden Dialog mit der Kaiservilla. Ai Weiweis „Zodiac Heads“ sind eine Neuinterpretation der Brunnenfiguren, die einst vor dem kaiserlichen Sommerpalast in Peking standen und im ersten Opiumkrieg zerstört wurden. Nun korrespondieren sie mit der Sommerresidenz des ehemaligen österreichischen Kaisers Franz Joseph I. in Bad Ischl, wo dieser die Kriegserklärung an Serbien unterzeichnete, die zu einer globalen Tragödie führen sollte. Trotz der kulturellen Unterschiede zeigt die Gegenüberstellung, wie eng die beiden Kulturen miteinander verbunden sind.

Grenzen überschreiten - Ai Weiwei und die Gmundner Keramik

Eine der bedeutendsten Installationen von Ai Weiwei in Bad Ischl ist „Combat Vases“, zugleich seine jüngste Arbeit. Bei der Realisierung arbeitete Ai Weiwei eng mit der Gmundner Keramik Manufaktur zusammen. Der im Februar dieses Jahres in Gmunden gefertigte handwerkliche Prototyp, der einen originalen NS-Helm aus dem Oberösterreichischen Landesmuseum detailgetreu in das Material Keramik übertrug, beeindruckte Ai Weiwei so sehr, dass er dem Keramikmeister Roland Hüttmayr eine Videobotschaft übermittelte, in der er sich für die außergewöhnliche Leistung bedankte.

 

Politische Symbolik und historische Referenzen

Das in der Folge in Gmunden entstandene, vielschichtig interpretierbare Kunstwerk „Combat Vases“ besteht aus 175 präzise im Südstall der Kaiservilla angeordneten Keramikhelmen. Diese beziehen sich symbolisch auf die aktuelle geopolitische Lage und verweisen gleichzeitig auf die kritische Phase des Salzkammerguts während der NS-Zeit.

Bilder: ©Michael Maritsch